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Arbeitssieg

Titel Inazuma Eleven
System Nintendo DS
Genre Rollenspiel
Jahr 2008
Entwickler Level 5
Publisher Nintendo
Mehrspieler lokal
Max. Spieler 4
Speicher 1 Spielstand
Zielgruppe Anfänger und Fortgeschrittene
Gestestete Version D
Voller Einsatz ist gefragt
Voller Einsatz ist gefragt
Die frechen Lausbuben unterwegs in der Stadt
Die frechen Lausbuben unterwegs in der Stadt
Kapitän Mark Evans
Kapitän Mark Evans
Die Mannschaftsaufstellung
Die Mannschaftsaufstellung
Den Rückstand aufzuholen dürfte schwer werden
Den Rückstand aufzuholen dürfte schwer werden

Inazuma Eleven

Ohne es groß herauszuposaunen hat Nintendo endlich Inazuma Eleven in Europa veröffentlicht, während in Japan bereits ein halbes Jahr früher der dritte Teil der im Heimatland erfolgreichen Serie erschienen ist. Dabei sollte doch gerade bei uns eine Kombination aus Pokémon, Fußball und dem Layton-Entwicklungsstudio das Potential haben kommerziell wie eine Bombe einzuschlagen.

Die Story: Braucht man einen Grund, um Fußball zu spielen?

Die Raimon Junior High hat landestypisch ein großes Angebot an Clubs, das von den Schülern ausgiebig genutzt wird. Nur der Fußballclub kriegt keine komplette Mannschaft zusammen und steht kurz vor der Auflösung. Torwart und Kapitän Mark Evans liebt Fußball viel zu sehr, um das zuzulassen und rekrutiert fleißig neue Leute, die für sein Team in einem Freundschaftspiel gegen die seit Jahren unbesiegte Royal Academy antreten. Bei einer Niederlage würde der Schuldirektor den Club - der zuletzt vor vierzig Jahren Erfolge feiern konnte, als die legendären Inazuma Eleven einschließlich Marks verstorbenem Großvater noch aufliefen - sofort schließen. Marks einzige Hoffnung ist der neue Mitschüler und Supertalent Axel Blaze, der jedoch wenig Interesse daran zeigt jemals wieder Fußball zu spielen.

Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 60 Minuten - meistens allerdings weniger

Gegen das Leder wird in zwei Varianten getreten: 11 gegen 11 und 4 gegen 4. Im klassischen Modus werden hauptsächlich offizielle Turnierspiele unter Beachtung der wichtigsten Regeln gespielt, also mit zwei Halbzeiten, Auswechslungen, Abseits und Fouls, wobei Fouls nach einem Tackle zufällig gepfiffen werden und es keine Karten gibt. Die andere Spielart kommt am häufigsten zum Einsatz, meist in Zufallsbegegnungen (die das Äquivalent zu den Zufallskämpfen sind, mit denen wir uns in einer Vielzahl anderer Rollenspiele rumplagen müssen). Dort wird man von anderen Mitschülern herausgefordert (scheinbar mag doch jeder Fußball, nur der Club wird wie die Pest gemieden...) und hat ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Normalerweise geht es darum das erste Tor zu schießen (später im Spiel auch mal mit zwei Toren Vorsprung zu gewinnen), aber gelegentlich besteht die Aufgabe darin den Ball vom Gegner innerhalb eines Zeitlimits fernzuhalten oder zu ergattern. Dabei kann man immer mit seinen besten vier Spielern auflaufen, da die gesamte Mannschaft für einen Sieg Erfahrungspunkte sammelt. Das kostet die Stars zwar Kraft, doch die kann mit Items oder an verschiedenen Orten gegen Elanpunkte - die im Spiel als Währung dienen und ebenfalls in diesen kurzen Matches verdient werden - wieder aufgefrischt werden. Geht so ein kleines Spielchen mal verloren, erscheint im Gegensatz zu den Story- bzw. Turnierspielen kein Game Over-Bildschirm. Die Niederlage kostet dann nur Elan- und Teamgeistpunkte (mit denen neue Spieler rekrutiert werden können, aber dazu gleich mehr).

Wir spielen Fußball - mit dem Stylus

Ganz egal wieviele Rabauken auf dem Platz sind, die Steuerung bleibt immer gleich. Mit dem Eingabestift werden die Laufwege und Schuss- bzw. Passrichtungen bestimmt. Sobald es in einen Zweikampf geht, muss ausgewählt werden, wie man diesen bestreiten möchte (Tackle oder Grätsche vs. Finte oder Durchsetzen). Dann wechselt die 2D-Ansicht in eine 3D-Animation und der Ausgang der Auseinandersetzung - bestimmt durch einige Variablen - wird präsentiert. Angriffs- und Verteidigungsspieler können mit höchst unrealistischen Spezialtechniken ihre Chancen im Zweikampf steigern, aber das kostet auch wertvolle Technikpunkte, die ein Stürmer sich besser für seine noch unrealistischeren Spezialschüsse aufhebt. Die Duelle zwischen Angreifer und Torwart laufen nämlich sehr ähnlich ab. Ist der eigene Spieler in Ballbesitz und tippt man in Tornähe auf den gegnerischen Kasten, kann zwischen einem normalen Schuss, einem Heber oder eben einem Spezialschuss gewählt. Der Torwart seinerseits entscheidet (ohne zu wissen, was ihn erwartet), ob er den kommenden Schuss wegfausten oder fangen will, evtl. auch mit seiner eigenen Spezialtechnik. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass vier verschiedene Elementklassen, denen ein Spieler angehören kann, Einfluss auf den Zweikampf- oder Torerfolg haben können, aber ganz ehrlich bin ich sehr gut durch das Spiel gekommen, ohne dem Aufmerksamkeit zu schenken.

Sport- und Rollenspiel in einem

Wenn man Inazuma Eleven einem Genre zuordnen möchte, ist es ein klassisches japanisches Rollenspiel mit einem ganz und gar nicht klassischem Kampfsystem. Auch hier lassen sich mit dem hart verdienten Geld statuswerterhöhende Ausrüstungsgegenstände (z.B. Fußballschuhe) erwerben oder sogar in Schatztruhen finden. Die Spielwelt ist mit vielen Menschen bevölkert, die größtenteils leider nur sehr selten endlich mal etwas neues zu sagen haben. Wer bei jeder Gelegenheit jede Person in Sichtweite anspricht, um vielleicht neue Informationen zu bekommen, wird demnach viel zu oft die gleichen Dialogzeilen lesen. Es ist also durchaus ratsam nur die Personen anzusprechen, die auch die Handlung vorantreiben.

Aber was hat das jetzt mit Pokémon zu tun?

Im Verpackungstext prahlt Inazuma Eleven damit, dass über 1000 Spieler (darunter sogar einige, die in Japan erst im Nachfolger dabei waren) rekrutierbar wären, doch kann ich das nicht aus eigener Erfahrung bestätigen, da ich meinen Kader nach knapp über 50 Spielern für mehr als ausreichend versorgt ansah. Das Rekrutieren kann durch Anwerben von Mitschülern oder Abwerben von besiegten Mannschaften geschehen. Hat man sich für einen Wunschspieler entschieden, bekommt man einen Tipp, wo man diesen findet (meist auf dem riesigen Schulgelände) und man muss diesen in einem 4 gegen 4-Match besiegen. Das ist ein langwieriger Prozess, den man sich genauso gut sparen kann, da sich die besten Spieler eh im Laufe der Geschichte dem Team anschließen. In meiner Startformation befanden sich lediglich zwei angeworbene Spieler, die auch keine besonders wichtige Rolle in meiner Mannschaft spielten. Ein Gegenstück zum Pokédex fehlt leider.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Ist die Story beendet, ist es noch längst nicht Zeit die Fußballschuhe na den Nagel zu hängen. Wer immer noch nicht genug hat, kann sein Glück gegen eine große Anzahl neuer Mannschaften oder erneut gegen die bereits besiegten Teams versuchen. Sind alle überzeugend vom Platz gefegt worden, warten tolle Items auf einen neuen Besitzer. Die Motivation dafür hatte ich allerdings nicht mehr. Als ich nur unter der Bedingung, dass alle aufgestellten Spieler einem bestimmten Element angehörten, gegen einen neuen Gegner antreten durfte, war für mich die Luft raus aus.

Wireless- und Wi-Fi-Funktionen

Ein anständiges Fußballspiel braucht natürlich auch einen Mehrspielermodus. Es ist schade, dass dieser nur bei einer lokalen Verbindung möglich ist. Gleiches gilt für die Möglichkeit Spieler untereinander zu tauschen. Über das Internet können lediglich Gegenstände oder Spieler heruntergeladen werden (bzw. erfährt man nur deren Namen, den man braucht, um den Rekrutierungsprozess zu starten).

Sven Heidel meint:
Von den folgenden Sätzen bitte nicht beirren lassen, denn Inazuma Eleven ist ein gutes Spiel. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Von der Summe aus Pokémon + Layton + Fußball habe ich mir jedoch wesentlich mehr versprochen als "nur" gute Unterhaltung. Handlung und Dialoge spielen eher in der dritten Liga. Fast jedes Kapitel der Story läuft nach dem gleichen Muster ab: der nächste Gegner ist unbesiegbar...doch halt! Es gibt eine Spezialtechnik, die keiner kennt und unheimlich schwierig in der Ausführung ist, aber irgendwie doch innerhalb von zwei Trainingseinheiten erlernt werden kann. Ein Spiel darauf beeindruckt die gleiche Technik schon niemanden mehr. Und Protagonist Mark denkt selbst dann nur an Fußball, wenn er von einem hübschen Mädchen angebaggert wird. Um die Story zu strecken wird man ständig von einem Ort zum nächsten getrieben, ohne jedoch nennenswertes zu erreichen. Das bedeutet viele "Zufallskämpfe" und verlängert künstlich die Spieldauer. Gleichzeitig werden die eigenen Spieler dadurch so stark, dass keiner der nahezu unüberwindbaren Gegner tatsächlich so wirkt. Den Game Over-Bildschirm sah ich nur bei meinem ersten und letzten richtigen Match. Trotz aller Kritik sehe ich meine 20 Stunden mit Inazuma Eleven nicht als Zeitverschwendung. Das Konzept ist frisch und es ist interessant zu sehen, wie gut ein Rollenspiel auch ohne Gewalt funktionieren kann. Wer auf Fußball-Anime-Serien steht oder zumindest damit etwas anfangen kann, sollte dem Spiel ruhig eine Chance geben.

Wertung

72%

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