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Kobra, übernehmen Sie

Titel Mission: Impossible
System Nintendo 64
Genre Action-Adventure
Jahr 1998
Entwickler Ocean Software
Publisher Infogrames Entertainment
Mehrspieler nein
Speicher 4 Spielstände
Zielgruppe Fortgeschrittene
Gestestete Version D

Mission: Impossible

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Vorliegend handelt es sich um die von Ocean/Infogrames versoftete N64-Adaption des 1996er-Streifens Mission: Impossible. Der von Brian de Palma inszenierte Thriller wiederum basiert auf der in Deutschland unter dem Namen Kobra, übernehmen Sie ausgestrahlten TV-Serie. Bemerkenswert um die Videospieladaption des Tom Cruise-Films ist der PR-Hype der im Vorfeld um das Spiel in der Fachpresse losgetreten wurde. Bearbeitete Screenshots ließen Redakteuren wie frischgebackenen N64-Besitzern das Wasser im Mund zusammenlaufen, schließlich war der britischen Umsetzung eines zu dieser Zeit aktuellen James Bond-Streifens der Beweis gelungen, dass man Agententhrill und Spielbarkeit trotz oder gerade wegen bestehender Filmvorlage nicht mehr automatisch mit bisherigen 08/15-Filmversoftungen in den Durchschnittstopf zu werfen brauchte...

Der Maulwurf.

Das Spiel folgt der Filmhandlung: Es geht um eine Verschwörung im amerikanischen Geheimdienst. Ein Verräter ist im Besitz einer Liste mit den Namen der doppelten Identitäten von CIA-Agenten, allerdings ist diese Liste unvollständig. Kurzerhand macht sich der Maulwurf auf, um die Liste zu vervollständigen - das Gegenstück befindet sich in der amerikanischen Botschaft in Prag. Dokumentiert werden soll das ganze von einer Spezieleinheit: Der IMF - der Impossible Mission Force, angeführt von Ethan Hunt...allerdings überlebt nur Hunt die Mission und wendet sich kurzerhand wieder an die US-Zentralintelligenz CIA...es beginnt eine Hatz über den gesamten Globus, Hunt kann weder seinen Vorgesetzten noch seinen Kollegen wirklich trauen. Eingebettet in die Schlüssel-Actionsequenzen und Schauplätze der Filmvorlage schlagt ihr euch auf dem N64-Modul über den halben Erdball und dröselt die Verschwörung Stück für Stück auf...

Yps-Gimmicks.

Ethan Hunt ist mit einem Handy ausgestattet, über dieses steht er meistens in Kontakt mit einem Auftraggeber, der ergänzende Informationen zu dem die jeweilige Mission einleitenden Briefing bereit hält. Im Verlauf der Odyssee um den Erdball bekommt der Gute zudem eine ganze Reihe an Gimmicks an die Hand, die Qs Labor des Konkurrenz-Franchises alle Ehre gemacht hätten - speziell der sogenannte Facemaker, ein Gesichtsimitator. Das Spiel gliedert sich genrespezifisch in verschiedene Subaufträge, bestehend aus Stealth-Einlagen, dem gezielten Töten von Schlüsselpersonen, dem Herunterladen von Daten, dem Finden von Schlüsselkarten sowie des Auffindens von Kontaktpersonen - unauffällig und unter Schonung von Zivilisten versteht sich. Mission Impossible erfindet beileibe das Rad nicht neu, bewegt sich aber gerade auf dem Nintendo 64 hier aufgrund softwaretechnischer Unterbesetzung auf relativ konkurrenzarmen Boden.

Fühle den Agenten in Dir!

Die größte Fähigkeit des Spiels liegt sicherlich in der Vermittlung des Gefühls, dass ihr tatsächlich in der Rolle eines Spezialagenten wichtige Aufträge erledigt: Ständige Anweisungen über das Mobiltelefon, mehrfache Sichtwechsel - beispielsweise in den Scharfschützenmodus - haben primär das Kind in uns allen im Visier, das inbesondere bei den männlichen Vertretern schon immer mal ein Geheimagent sein wollte. Nicht zu verachten bei dem Spiel ist allerdings der Schwierigkeitsgrad - selbst im einfachen Modus arten einige Passagen arg ins Trial & Error aus. Der schwierige Modus sollte daher gut überlegt bzw. auswendig gelernt sein. Technisch erfüllt Mission Impossible zwar nicht die damals unmöglichen Erwartungen, bietet aber solide Schonkost mit gelegentlichen Ausreißern in den positiven Bereich nach oben, denn nicht alle Missionen sind ausschließlich zweckmäßig - und damit fade - texturiert. Auch akustisch gibt's neben dem markanten Titelthema zwischen dem Fahrstuhlgedudel von der Stange das ein oder andere Jingle mit Ohrwurmcharakter. 

Lack of Magic Moments.

Magic Moment...eines dieses absoluten No-Gos in der modernen von Anglizismen geprägten Gamerszene. Dennoch trifft es das, woran es Mission: Impossible auf dem Nintendo 64 am meisten mangelt: Man spielt es durch, fühlt sich durchaus befriedigt, genießt audiovisuell durchaus einige lichtere Momente, wird aber nicht vom Hocker gerissen...allenfalls vor Frust, weil man zum wiederholten Male an der selben Stelle der Mission Zivilisten erschossen hat...Trial & Error at its best. Das letzte von Ocean Software entwickelte Spiel wirkt umfassend betrachtet in sich stimmig und rund, krankt aber an mangelnder Selbstständigkeit, sprich die Filmlizenz schränkt den Developer drastisch in seiner Gestaltungsfreiheit ein. Zudem wirken einige Levelpassagen technisch arg aus dem Baukasten, sprich sterile Texturen sowie streckenweises Fahrstuhlgedudel im Hintergrund. Unterm Strich bleibt für Genrefreunde eine befriedigende Spielerfahrung...ohne Magic Moments.
Patrick Kleine meint:
Das Spiel ist ok, es erfüllt seinen Zweck und es fängt im Wesentlichen Facetten des Flairs der Filmvorlage ein. Die markante Titelmusik und Schlüsselmomente wurden ebenso wie ein polygongewordenes Tom Cruise-Äquivalent ins Spiel integriert, dennoch musste die Agentenhatz angesichts eines solchen Hypes im Vorfeld zwangsläufig enttäuschen. Fake-Screenshots, die ein Spielerlebnis suggerieren, welches es auch zwei Konsolengenerationen später noch nicht geben sollte, gab es schon damals. Sicherlich, der N64-Ethan Hunt ist kein Rare-James Bond oder gar ein PlayStation-Solid-Snake, er ist eher mit einem guten Gebrauchtwagen vergleichbar: Man kriegt was man erwartet, wenn man sich etwas bescheidet, und tuckert dennoch ans Ziel...ohne große Frust- oder Lust-Momente.

Wertung

76%

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